Geschichte des Altkatholizismus und Allgemeine Kirchengeschichte
Die Geschichte des Altkatholizismus (18.–21. Jahrhundert) ist Teil der allgemeinen Kirchengeschichte.
Zur näheren Geschichte des Altkatholizismus gehören:
- die Geschichte der katholischen Bevölkerung und der kirchlichen Strukturen in den Niederlanden nach der Reformation; die Weiterentwicklung der katholischen Kirche von Utrecht infolge des Schismas Rom–Utrecht (1723) hin zur Altkatholischen Kirche der Niederlande am Ende des 19. Jahrhunderts,
- die Entwicklung der Protestbewegung gegen das Erste Vatikanum (1870) zur altkatholischen Reformbewegung in Deutschland, der Schweiz und der Habsburgermonarchie (und deren Nachfolgestaaten),
- der Aufbau und die Konsolidierung altkatholischer Bistümer in Europa und in den USA,
- die Entwicklung einer am Ideal der Alten Kirche orientierten und aufbauend auf geistesgeschichtlich liberalen katholischen Strömungen formulierten theologischen Programmatik mit ökumenischer Ausrichtung,
- die spirituelle und rituelle Ausgestaltung des Glaubens in alt- bzw. christkatholischer Perspektive.
Die Geschichte der Vorläuferbewegungen
Berücksichtigt wird, als zur weiteren Geschichte des Altkatholizismus gehörig, die Geschichte der sogenannten „Vorläuferbewegungen“. Sie gelten in der heutigen Forschung als Reformbewegungen innerhalb des Katholizismus. Dazu gehören insbesondere:
- die Geschichte des Zisterzienserinnenklosters Port-Royal und des theologischen Augustinianismus, auch „Jansenismus“ genannt, im 17. und 18. Jahrhundert;
- die Geschichte des Hermesianismus und Güntherianismus im 19. Jahrhundert.
- Die genannten Vorläuferbewegungen waren von großer Bedeutung für die Kirche in den Niederlanden (Kirche von Utrecht, Altbischöfliche Klerisei) und für den Altkatholizismus im Europa des 19. Jahrhunderts.
Standort Schweiz
Die Christkatholische Kirche der Schweiz ist die kleinste der drei Landeskirchen in der Schweiz. In Lehre und Forschung steht ihre eigene Geschichte vom 19. bis ins 21 Jahrhundert im Mittelpunkt: die mentalitätsgeschichtliche Verortung in liberalem Katholizismus und Liberalismus, die wichtigsten Entscheidungen, die theologischen und kirchlichen Entwicklungen, die prägenden Persönlichkeiten, die internationalen und ökumenischen Beziehungen und die heutige Gestalt.
Erschliessung von Quellenmaterial
Was die Geschichte des Altkatholizismus im 19. und 20. Jahrhundert angeht, so ist die Erschliessung des Quellenmaterials in Bern in vollem Gange; begonnen wurde sie durch Prof. Dr. Urs von Arx mittels von ihm eingeworbener Drittmittel für die Digitalisierung der Kopialbücher von Bischof Dr. Eduard Herzog. Die Erschliessung des Quellenmaterials wird unter Prof. Dr. Angela Berlis fortgesetzt und so die Forschungsgrundlage erweitert.
Geplant ist u.a. eine Quellenedition des Briefwechsels der Bischöfe Joseph Hubert Reinkens und Eduard Herzog.
Geschichte von Frauen
Ein besonderes Forschungsinteresse richtet sich auf die Erforschung des Handelns und der Spiritualität von Frauen im 19. und 20. Jahrhundert, die dem Altkatholizismus nahe standen und sich ihm entweder anschlossen oder sich mit ihm auseinandersetzten.
IAAF
Die Forschung am Institut für Christkatholische Theologie ist vernetzt mit dem Internationalen Arbeitskreis für Altkatholizismusforschung (IAAF). Unter der Federführung des Instituts entsteht ein biographisch-bibliographisches Lexikon zu altkatholischen Persönlichkeiten im In- und Ausland.