Forschungsgebiete

Liturgiewissenschaft

Das gottesdienstliche Leben und die Liturgie nehmen in der katholischen Tradition eine zentrale Stellung ein. Die Kirche konstituiert und konkretisiert sich erst eigentlich in der Versammlung der Gläubigen zum Gottesdienst. Entsprechend spielt die Liturgiewissenschaft in der christkatholischen Theologie eine eminente Rolle. Sie ist im Dreieck von historischer Theologie (Geschichte der vielfältigen liturgischen Traditionen), systematischer Theologie (hier insbesondere Sakramententheologie) und praktischer Theologie angesiedelt. Liturgiewissenschaft als praktisch-theologisches Fach ist dabei nicht nur eine Anwendungswissenschaft, sondern analysiert und reflektiert traditionelle liturgische Texte und Handlungen, aber auch neuere Rituale kritisch. Im christkatholischen Theologiestudium nimmt die Liturgiewissenschaft einen prominenten Platz ein.

Die Studierenden lernen die wichtigsten Stationen der Liturgiegeschichte kennen, beschäftigen sich ausführlich mit der Zeit in der Liturgie (Kirchenjahr), der Theologie und der Gestaltung der Eucharistiefeier und – ggf. im Dialog mit der systematischen Theologie – der Sakramententheologie. Im Rahmen des Praktischen Semesters und der Vikariatsausbildung kommen Einführungen in die konkrete liturgische Praxis hinzu (Einüben und Reflexion der wichtigsten Handlungsabläufe, Kasualtheorie und Kasualpraxis, Musik in der Liturgie, liturgischer Gesang). Für Studierende der evangelisch-reformierten Theologie bietet die christkatholische Liturgiewissenschaft die Möglichkeit, an einer ökumenischen Fakultät die Liturgie einer katholischen Tradition kennenzulernen und die eigene reformierte Liturgie vor diesem Hintergrund zu reflektieren

Geschichte des Altkatholizismus und Allgemeine Kirchengeschichte

Die Geschichte des Altkatholizismus (18.–21. Jahrhundert) ist Teil der allgemeinen Kirchengeschichte.

Zur näheren Geschichte des Altkatholizismus gehören:

  • die Geschichte der katholischen Bevölkerung und der kirchlichen Strukturen in den Niederlanden nach der Reformation; die Weiterentwicklung der katholischen Kirche von Utrecht infolge des Schismas Rom–Utrecht (1723) hin zur Altkatholischen Kirche der Niederlande am Ende des 19. Jahrhunderts,
  • die Entwicklung der Protestbewegung gegen das Erste Vatikanum (1870) zur altkatholischen Reformbewegung in Deutschland, der Schweiz und der Habsburgermonarchie (und deren Nachfolgestaaten),
  • der Aufbau und die Konsolidierung altkatholischer Bistümer in Europa und in den USA,
  • die Entwicklung einer am Ideal der Alten Kirche orientierten und aufbauend auf geistesgeschichtlich liberalen katholischen Strömungen formulierten theologischen Programmatik mit ökumenischer Ausrichtung,
  • die spirituelle und rituelle Ausgestaltung des Glaubens in alt- bzw. christkatholischer Perspektive.

Die Geschichte der Vorläuferbewegungen

Berücksichtigt wird, als zur weiteren Geschichte des Altkatholizismus gehörig, die Geschichte der sogenannten „Vorläuferbewegungen“. Sie gelten in der heutigen Forschung als Reformbewegungen innerhalb des Katholizismus. Dazu gehören insbesondere:

  • die Geschichte des Zisterzienserinnenklosters Port-Royal und des theologischen Augustinianismus, auch „Jansenismus“ genannt, im 17. und 18. Jahrhundert;
  • die Geschichte des Hermesianismus und Güntherianismus im 19. Jahrhundert.
  • Die genannten Vorläuferbewegungen waren von großer Bedeutung für die Kirche in den Niederlanden (Kirche von Utrecht, Altbischöfliche Klerisei) und für den Altkatholizismus im Europa des 19. Jahrhunderts.

Standort Schweiz

Die Christkatholische Kirche der Schweiz ist die kleinste der drei Landeskirchen in der Schweiz. In Lehre und Forschung steht ihre eigene Geschichte vom 19. bis ins 21 Jahrhundert im Mittelpunkt: die mentalitätsgeschichtliche Verortung in liberalem Katholizismus und Liberalismus, die wichtigsten Entscheidungen, die theologischen und kirchlichen Entwicklungen, die prägenden Persönlichkeiten, die internationalen und ökumenischen Beziehungen und die heutige Gestalt.

Erschliessung von Quellenmaterial

Was die Geschichte des Altkatholizismus im 19. und 20. Jahrhundert angeht, so ist die Erschliessung des Quellenmaterials in Bern in vollem Gange; begonnen wurde sie durch Prof. Dr. Urs von Arx mittels von ihm eingeworbener Drittmittel für die Digitalisierung der Kopialbücher von Bischof Dr. Eduard Herzog. Die Erschliessung des Quellenmaterials wird unter Prof. Dr. Angela Berlis fortgesetzt und so die Forschungsgrundlage erweitert.

Geplant ist u.a. eine Quellenedition des Briefwechsels der Bischöfe Joseph Hubert Reinkens und Eduard Herzog.

Geschichte von Frauen

Ein besonderes Forschungsinteresse richtet sich auf die Erforschung des Handelns und der Spiritualität von Frauen im 19. und 20. Jahrhundert, die dem Altkatholizismus nahe standen und sich ihm entweder anschlossen oder sich mit ihm auseinandersetzten.

IAAF

Die Forschung am Institut für Christkatholische Theologie ist vernetzt mit dem Internationalen Arbeitskreis für Altkatholizismusforschung (IAAF). Unter der Federführung des Instituts entsteht ein biographisch-bibliographisches Lexikon zu altkatholischen Persönlichkeiten im In- und Ausland.

Systematische Theologie thematisiert und untersucht den Sachgehalt des christlichen Glaubens. In westlich-katholischer Tradition umfasst sie drei Teildisziplinen:

  1. In der Fundamentaltheologie wird die Grundlagenreflexion über die philosophischen Voraussetzungen des Glaubens und des Theologietreibens geleistet. Die Frage, ob sich der Glaube an Gott, an seine Offenbarung in Jesus Christus überhaupt vor der Vernunft verantworten und mit wissenschaftlichen Methoden untersuchen lässt, steht hier im Mittelpunkt.
  2. Die Dogmatik hat die Glaubensinhalte zum Thema, wie sie in den verbindlichen Lehrentscheidungen der Kirche (Dogmen) und den Lehrmeinungen der theologischen Schulen zur Sprache gebracht werden. Gottes Wesen als Vater, Sohn und Heiliger Geist, sein Wirken als Schöpfer, Erlöser und Vollender, seine Zuwendung zum Menschen in Wort, Sakrament und Kirche bilden das Themenfeld der Dogmatik.
  3. In der Ethik schliesslich, die allerdings am Departement für Christkatholische Theologie keinen Schwerpunkt bildet, werden das Handeln des Menschen aus dem Glauben, die Kriterien der moralischen Beurteilung und die Kompetenz moralischer Urteilsbildung zum Thema gemacht.

Aus christkatholischer Perspektive ist in der Systematischen Theologie wert zu legen auf

  • die zentrale Rolle der Alten Kirche als Kriterium der Theologie
  • den wesentlich ekklesialen Charakter des Glaubens
  • das synodale Prinzip, das einer im Dialog gefundenen, auf Konsens beruhenden theologischen Sichtweise besonders hohe Verbindlichkeit zuschreibt
  • den Gedanken einer offenen, grundsätzlich unabschliessbaren Rezeption christlicher Lehre.

Inhaltliche Schwerpunkte christkatholisch geprägter Systematischer Theologie sind das Verständnis der Kirche (Ekklesiologie) und die Sakramententheologie.

Seit ihren Anfängen sieht sich christkatholische Theologie und Kirche dem ökumenischen Anliegen verpflichtet. Ökumenische Theologie reflektiert Grundlagen, Ergebnisse, Ziele und Methoden des interkonfessionellen Dialogs. Sie erforscht theologische Gemeinsamkeiten und Differenzen zwischen den getrennten christlichen Kirchen und sucht - gerade vor dem Hintergrund der gemeinsamen Verantwortung der Kirchen für die Welt - nach Wegen, in der Vielfalt christlicher Traditionen kirchlicher Einheit näherzukommen.

Regelmässig sind am Departement für Christkatholische Theologie Lehrende und Forschende aus unterschiedlichen Konfessionen und kirchlichen Traditionen zu Gast.